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„Für mich ist Aufarbeitung wirklich, das Erlebte so noch mal anzusehen und zu bewerten, dass ich damit gut umgehen kann. Die Eigenverantwortung, die ja ganz lange für mich Thema war, abzuschließen und abzulegen…“ (Studie zu Erwartungen Betroffener, S. 23)

› „Also für mich ist es so: eine Auseinandersetzung und Reflexion mit Ereignissen, um daraus – oder anhand dieser Reflexion Dynamiken zu erkennen und die dann insofern zu beeinflussen, dass diese Ereignisse sich nicht wiederholen.“ (ebd. S. 24)


› „Für Betroffene sind das Sprechen-Können über die individuellen Gewalterfahrungen und das Gehört-Werden elementare Bestandteile im Aufarbeitungsprozess. Darum müssen Bedingungen geschaffen werden, die Betroffenen das Sprechen ermöglichen und sie berichten können, was ihnen widerfahren ist und welche Folgen die Taten in ihrem Leben hatten.“ (Aufarbeitungskommission, Empfehlungen S. 13)


› „(Von Betroffenen) wurde gefordert, das „unabhängige Profis“ in Institutionen gehen und systematisch aufklären bzw. aufarbeiten.“ (Studie zu Erwartungen Betroffener, S.40)



Prävention braucht Aufarbeitung.

Sexualisierte Gewalt zerstört Beziehungen, trägt sich über Generationen fort und erodiert gesellschaftliche Zusammenhänge, wenn wir ihn nicht aufarbeiten. Erst durch eine umfassende Aufarbeitung kann auf der individuellen und gesellschaftlichen Ebene ein Heilungsprozess beginnen. Ziel ist es die gesellschaftlichen Auswirkungen sexualisierter Gewalt für kommende Generationen zu mindern und damit Übergriffen und deren Auswirkungen präventiv entgegenzuwirken. Kein anderer von Ehrenamtlichen getragener Jugendverband hat sich bisher so dem Thema Aufarbeitung gewidmet, so dass sich schon allein daraus eine Notwendigkeit ergibt den Prozess anzustoßen, das Sprechen darüber zu enttabuisieren und so ein Vorhaben wissenschaftlich fundiert durchzuführen. 

Ziele sind dabei die institutionelle Verantwortung zu klären, Unrecht benennen zu können, Wege im Umgang mit den Betroffenen und auch Tätern und Personen unter Verdacht zu finden (u.a. Stichwort Betroffenengerechtigkeit), offen und öffentlich über sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit des BdP sprechen zu können. Wichtig hierbei ist nicht nur die historische Aufarbeitung sondern der Ansatz aus dieser Vergangenheit zu lernen und präventiv für die Zukunft zu sorgen. Der BdP möchte seine Arbeit mit jungen Menschen, seine pädagogischen Konzepte und Machtstrukturen im Kontext der Aufarbeitung hinterfragen und - neben der bereits implementierten Schutzkonzepte auch an begünstigenden Faktoren arbeiten und diese weiterentwickeln. Dies soll keineswegs nur nach innen erfolgen, sondern es sollen gemeinsam mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft "Lösungen"/ Umgangsweisen entwickelt werden, wie diesem Thema und den betroffenen Menschen adäquat begegnet werden kann. Diese Vernetzung in diesem heiklen Thema, welches sehr aufwändig zu bearbeiten ist, stellt für den BdP eine wichtige Säule dar und zeigt zudem, dass das Projekt über ein organisationsgebundenes Vorhaben hinausweist.

Für die Aufarbeitung kooperiert der BdP mit dem Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) aus München. Das IPP verfügt über vielfältige Erfahrungen mit der wiss. Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Institutionen. Die wiss. Aufarbeitung ist ein selbstständiges Forschungsvorhaben des IPP. Das Institut übernimmt die Verantwortung für das Forschungsdesign, die Auswahl der Zugänge zum Forschungsfeld, die Auswahl der Quellen, die Datenerhebung und –auswertung.
Zentrale Fragen sind:
• Wie lässt sich das Phänomen sexueller Missbrauch im BdP von 1976 bis 2006 beschreiben?
• Wer waren die Täter? Gab es Täternetzwerke?
• Welche kulturellen und strukturellen Faktoren haben sexuellen Missbrauch im BdP begünstigt?
• Wie sind die Verantwortungsträger des BdP mit Tätern und Betroffenen in der Vergangenheit umgegangen?
• Wie ist dieser Umgang mit Tätern und Betroffenen im gesellschaftspolitisch-historischen Kontext und aus heutiger Perspektive zu bewerten?

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