Von kulturellen Unterschieden - oder: Was ist eigentlich diese Kultur?

Gerade in unserer Zeit wird diese Frage kontroverser denn je diskutiert. Der Minimalkonsens liegt häufig darin, dass Kultur das Gegenstück zur Natur ist, womit alles, was Menschen geschaffen haben Kultur ist, und damit alles irgendwie irgendwas mit Kultur zu tun hat. Also eigentlich alles ganz einfach: Kultur ist quasi Alles.

Wenn wir über "fremde Kulturen" sprechen, oder etwas über diese fremden Kulturen erfahren wollen, ist damit häufig ein Verlangen nach Exotik, Fremdheit, Abenteuer und Fernweh verbunden. Wir versuchen Unterschiede zwischen "uns" und den "fremden" herauszufinden, um diese Unterteilung in "unsere Gruppe" und "die anderen" weiter zu festigen. Ein solches Festlegen auf eine vermeintliche Andersartigkeit ist ziemlich problematisch, weil es die Menschen in unserem Fahrtengebiet über einen Kamm schert und auch nicht berücksichtigt, dass es auch innerhalb Norwegens viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und Lebensrealitäten gibt.

Vielleicht hilft da zur Veranschaulichung ein kleines Beispiel:

Die beiden Hipster, die in München und Oslo auf ihrer Parkbank sitzen, ihre Rauschebärte in den Wind halten und ihre Club-Mate schlürfen, würden sich vielleicht gegenseitig garnicht als Angehörige einer "fremden Kultur" ansehen. Natürlich gibt es sowohl in Norwegen als auch in Deutschland Hipster, aber es sind ja nicht alle Norweger*innen Hipster! Was ist denn nun typisch für die norwegische Kultur?

Aber um das beantworten zu können müssen wir doch erstmal wissen, was diese Norwegische Kultur überhaupt ist. Ist es Wale fangen und Erdöl fördern? Oder sich zu 100% mit Erneuerbaren zu versorgen und das demokratischste Land der Welt zu sein? Was davon ist jetzt was typisch norwegisches?

An dieser Stelle möchten wir euch zu einem kleinen Gedankenspiel einladen:  Was würdet ihr denn antworten, wenn euch jemand nach den Eigenschaften der deutschen Kultur fragt?

Gar nicht so einfach, oder? Und vor allem garnicht so eindeutig, denn wo genau und wie sich die deutsche Kultur irgendwo zwischen Faschismus, Ballermann, Sauerkraut, Ökologiebewegung und PEGIDA eingenistet hat, ist einfach unmöglich zu beantworten. Und bei der norwegischen Kultur ist es ganz ähnlich.

Was könnt ihr also machen, um etwas mehr Interkulturalität in eure Bundesfahrterfahrung einzubringen?

  • Begegnet den Menschen ehrlich und offen. Seid aufgeschlossen für andere Lebensentwürfe und Lebensstile.
  • Gibt es etwas, was euch "anders" vorkommt? Erlebt ihr Situationen, von denen ihr glaubt, dass ihr Sie in eurem Alltag nicht erleben würdet? Besprecht diese Erfahrungen miteinander.
  • Überlegt euch, wie ihr auf die Menschen wirkt. Seid ihr Jugendliche, Menschen aus Deutschland, Deutsche, Pfadfinder*innen, Naturfreund*innen, Zelter*innen, Straßenmusiker*innen oder ganz was anderes?
  • Neigt ihr dazu Stereotypen und Pauschalisierungen zu benutzen, um Unbekanntes zu erklären? Versucht diese Stereotype zu erkennen und zu hinterfragen.
  • Überlegt euch, ob es nur auf Auslandsfahrten Sinn macht, sich diese Fragen zu stellen, oder ob es andere Lebenssituationen gibt in denen diese Fragen gestellt werden könnten.


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