04 Pfadfinder*innen in Polen

Der Polnische Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverband (ZHP) ist eine polnische Organisation der Pfadfinder und Pfadfinderinnen und ist ein Mitglied bei der Weltorganisation der Pfadfinderbewegung (WOSM) und bei dem Weltbund der Pfadfinderinnen (WAGGGS).

Das polnische Pfadfindertum begann im Jahre 1911, als Polen noch ohne Staatssouveränität zwischen drei Nachbarländern geteilt war. ZHP wurde im Jahre 1918 gleich nach der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit von Polen formal anerkannt. In den zwanziger Jahren war der Verband Mitbegründer von WOSM und WAGGGS. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, stellte der Verband seine Tätigkeit nicht ein. Er wurde zu einer Untergrundbewegung und er setzte seine erzieherische Aufgabe mit dem zusätzlichen Ziel der Verteidigung des Vaterlandes fort. Die Pfadfindergruppen waren wichtiger Bestandteile der Untergrundarmee. Nach dem Kriege verlor ZHP in Folge der politischen Umwandlungen in Polen seine Mitgliedschaft bei WOSM und WAGGGS. Der Pfadfinderverband wurde ähnlich wie die Pioniergruppen in der ehemaligen DDR politisch institutionalisiert. In dieser Zeit wurde der Pfadfindergruß beispielsweise anstelle mit drei Fingern nur mit zweien gemacht. Im Jahr 1996 wurde der ZHP wieder Mitglied bei WOSM und WAGGS.

Der ZHP von heute ist eine moderne Organisation der Pfadfinder und Pfadfinderinnen und vereinigt fast 100.000 Mitglieder. Er ist für alle offen, unabhängig von der Herkunft, Rasse oder Religion. Die Erziehung in ZHP basiert auf moralischen Normen, die ihre Herkunft von universalen, kulturellen und ethischen christlichen Werten ableiten. Die erzieherischen Werte bestimmt das pfadfinderische Versprechen:

„Ich habe den aufrichtigen Willen, mit meinem Leben Gott und Polen zu dienen, willige Hilfe den Nächsten zu leisten und den Pfadfinderinnen- und Pfadfinderregeln zu folgen."

Die Altersgruppenstruktur ähnelt der des BdP und die Struktur der Ortsgruppen ist ebenfalls ähnlich. Der polnische Präsident ist immer der Ehrenschirmherr der Pfadfinder*innen. Die Pfadfinderei hat somit auch einen sehr hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Denkt daran, wenn ihr durch das Land fahrt und zeigt euch von eurer besten Seite.

Bei den polnischen Pfadfinder*innen herrschen außerdem stärkere Hierarchien als bei uns. Dort gibt es immer einen Chef, das heißt einer gibt an, die anderen machens – stundenlange Diskussionen, wie sie bei uns oft vorkommen finden dort selten statt. Vieles basiert auch auf einem Belohnungssystem. Abzeichen für verschiedene Leistungen sind in Polen fester Bestandteil der Pfadfinderei. Anders als bei uns gibt es auch eine Differenzierung unter den Pfadfindenden, es gibt beispielsweise Marinepfadfinder*innen (für die ihr vielleicht auch gehalten werdet auf Grund der Kluftfarbe), Rettungssanitäter-Pfadfinder*innen und vielleicht noch mehr.

Auch andere Dinge werden euch komisch vorkommen. Polnische Pfadfinder*innen haben oft militärische Ausdrucksformen und geizen auch nicht mit Nationalsymbolen. Die unterschiedliche Geschichte unserer Länder mag das erklären. Außerdem Wenn ihr mit einer polnischen Gruppe unterwegs seid respektiert ihre Rituale. Eine Morgenrunde ist in Polen beispielsweise der Morgenappell. Auf Pünktlichkeit wird dabei wert gelegt und die Kluft getragen, wenn die Fahne hoch gezogen wird. Wenn euch Dinge unangenehm und komisch vorkommen müsst ihr Sie nicht mitmachen, aber stört das Ritual nicht und tauscht eure Eindrücke und Auffassungen ruhig später aus. Die polnischen Pfadfinder*innen sind sehr offen und tolerant, wie alle Pfadfinder*innen.

Polnische Lagerfeuer beispielsweise sind etwas ganz besonderes, fast rituelles. Einer wird bestimmt, der das Feuer an dem Abend bewachen darf. Nur von dieser Person darf Holz nachgelegt werden. Speisen werden auf dem Lagerfeuer nicht vorbereitet. Wenn ihr eine polnische Gruppe an eurem Lagerfeuer beherbergt sprecht darüber, erklärt ihnen die Unterschiede.

Alkohol ist für polnische Pfadfinder*innen komplett verboten, unabhängig vom Alter.

Quellen:

http://www.pfadfinder-treffpunkt.de/include.php?path=tp_eintrag_bund_view.php&index=1873&tab=2
„Do’s and Don’ts im deutsch-polnischen Jugendaustausch“ von Hartmut Peichl

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