Rundentreffen:

Vermutlich seid ihr alle auf einem unterschiedlichen Wissensstand. Deshalb empfehlen wir euch, euch als erstes untereinander auszutauschen und mit einigen grundlegenden Informationen zu versorgen. Hierzu haben wir euch im Folgenden einige Vorschläge vorbereitet. Das Ganze ist evtl. etwas theoretischer als euer sonstiges Rundenprogramm. Ausreichend Gelegenheit zu spannenden Diskussionen bietet es allemal. Es liegt an euch, unsere Vorschläge weiter auszubauen und bald selbst das Thema weiter zu verfolgen. Die Lage entlang der Fluchtrouten, unser Asylrecht, all das ändert sich ständig. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch, wo es geht, selbst mit den aktuellsten Informationen versorgt. Wie ihr diese finden könnt, erfahrt ihr in der Linksammlung auf meinBdP.

Einstieg (Dauer: ca. 15-20 min)

Material:

Ca. 5 Karteikarten pro Person

1 Marker pro Person

Evtl. 1 große Flipchart

 

Wenn wir uns über Flucht & Asyl unterhalten, haben wir es mit zahlreichen Begriffen zu tun. Teilweise haben ähnliche Begriff ganz unterschiedliche Bedeutungen oder einfach eine etwas andere „Färbung“. Sprechen wir z.B. von „Flüchtlingen“ oder lieber von „geflüchteten Menschen“ oder „Zuflucht suchenden Menschen“? Was ist Asyl, was bedeutet Duldung, Abschiebung, sicheres Herkunftsland? Und wie nennt man nochmal genau diese Unterkünfte, in denen geflüchtete Menschen leben?

Um euch in all diesen Begriffen zurechtzufinden, empfehlen wir euch, zu Beginn eine Begriffsklärung zu machen. Ihr startet mit dem Sammeln von Begriffen. Dazu braucht jede*r ein paar Karteikarten und einen Stift. Je nachdem, wie euer Gehirn am kreativsten ist, sammelt ihr nun für euch Begriffe zum Thema Flucht & Asyl, die euch unklar sind (1 Begriff = 1 Karteikarte).

Im nächsten Schritt sammelt ihr die Begriffe und sprecht gemeinsam über deren Bedeutung. Manchmal könnt ihr dabei schon euer vorhandenes Hintergrundwissen einsetzen, bei anderen Begriffen geht es eher um die Frage, ob ihr diese in eurem Sprachgebrauch verwenden möchtet, oder doch besser eine Alternative nutzt.

Ein Beispiel: Der häufig (und oft eben auch negativ) verwendete Begriff „Flüchtling“ verdinglicht und entpersonalisiert die Menschen, die damit gemeint sind. Sie werden schlicht und einfach auf das Merkmal „geflüchtet“ reduziert. Indem ihr stattdessen „geflüchtete Menschen“ oder „Zuflucht suchende Menschen“ sagt, nehmt ihr sie auch sprachlich als Menschen wahr.

 

Gründe für Flucht (Dauer: ca. 30 min)

Material:

Die Definition von Flucht bzw. Flüchtling aus der Genfer Konvention (siehe Dateien auf meinBdP)

 

Wagt einmal einen Perspektivwechsel. Ihr habt im internationalen Vergleich eine ziemlich sorgenlose Kindheit und Jugend verbringen dürfen und habt nicht nur alles, was ihr braucht, sondern kennt auch das „Leben im Überfluss“. Was müsste passieren, dass ihr entschließt, eure Heimat und damit alle eure Freunde, eure Familie, eure vertraute Umgebung zu verlassen, ohne genau zu wissen, wo es hingeht und was euch erwarten wird? Nehmt euch genügend Zeit, um darüber nachzudenken (vielleicht hat sogar jemand Lust, dazu eine kleine Wache vorzubereiten?). Tauscht euch anschließend aus und sammelt verschiedene Gründe, weshalb ihr bzw. Menschen im Allgemeinen auf die Flucht gehen.

 

Schaut euch nun gemeinsam die Genfer Konvention an. Welche Menschen gelten laut dieser Definition als „Flüchtling“? Vergleicht dies mit euren „guten Gründen“, warum ihr als letzten Ausweg die Flucht ergreifen würdet.

Diskutiert darüber, welche Schwächen evtl. die öffentliche Definition von „Flüchtling“ hat und werdet kreativ: Wie könnte eine bessere „Definition“ von „Flüchtling“ aussehen?

 

Einstieg in die Asylthematik und rassistische Strukturen in unserer Gesellschaft (Dauer: ca. 45 min)

Material: Rollenzettel

Fragen (für die Rollen und die Auswertungsphasen)

Infomaterialien (holt euch aktuelle Infos über die Links auf meinBdP!)

 

Erklärung der Methode „SPEERSPITZE“

Es wird eine durchführende Person benötigt. Jede*r bekommt ein Rollenkärtchen, behält seine Rolle aber für sich (Rollenkärtchen, siehe Anhang). Die durchführende Person/Gruppenleitung darf ggf. nochmal befragt werden.

Zu Beginn stehen alle Teilnehmenden gemeinsam an der Startlinie, die Gruppenleitung stellt nun nacheinander mehrere Fragen. Immer wenn jemand die Frage mit JA beantworten kann, geht diese Person einen Schritt nach vorne. Wird die Frage mit NEIN beantwortet, bleibt die Person stehen.

 

Fragen:

 

  1. Kannst du eine Ausbildung deiner Wahl machen?
  2. Kannst du eine Wohnung nach deinen Wünschen bekommen?
  3. Kannst du bedenkenlos einen Urlaub in deiner Heimat verbringen?
  4. Kannst du offen und ohne Probleme deine Religion ausleben?
  5. Kannst du 5 Jahre im Voraus planen?
  6. Kannst du eine zahnärztliche Behandlung bekommen, wenn du sie brauchst?
  7. Kannst du unbefristet in Deutschland bleiben?
  8. Kannst du deinen Wohnsitz frei wählen?
  9. Kannst du dich nach deinen Wünschen ernähren?
  10. Darfst du bei der Bundestagswahl wählen?
  11. Kannst du dich nachts auf der Straße sicher fühlen?
  12. Kannst du deinen Lebensunterhalt selbst erwirtschaften?
  13. Kannst du eine Familie gründen?

 

Danach gibt es zwei Auswertungsphasen. Die erste wird gemacht während alle noch auf ihren Positionen stehen.

 

Erste Auswertungsphase:

  1. Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?
  2. Wie ist es, als Erste*r am Ziel zu sein? Wie ist es, immer nicht voran zu kommen?
  3. Welche Fragen sind euch besonders im Gedächtnis geblieben?
  4. Bei welchen Fragen kamt ihr voran / nicht voran?

 

Nach dieser kurzen persönlichen Auswertung werden die Rollen abgeschüttelt und die Gruppe setzt sich gemeinsam in einen Kreis. Jetzt sollen die Spielerfahrung mit der Realität vergleichen werden.

 

Zweite Auswertungsphase:

  1. Wie wurdet ihr in eurem Handeln in den jeweiligen Rollen beschränkt?
  2. Was habt ihr über die Lebensbedingungen von verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft erfahren? Was war euch unklar? Warum kommen Menschen voran bzw. nicht voran? (Bedeutung von Pass, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Religion und sozialer Status)
  3. Welche Möglichkeiten zur Veränderung ihrer Situation haben die verschiedenen Gruppen? Worauf haben sie keinen Einfluss?
  4. Was sollte sich ändern? Was können wir ändern?

 

Je nachdem wie viel Vorwissen in der Runde schon herrscht, kann hier auch die Auswertung in eine Informationsphase über Aufenthaltsstati, „sichere“ und „nicht sichere“ Herkunftsländer und die verschiedenen Chancen auf Asyl übergehen und danach noch mehr diskutiert werden.

Hier die Rollenkärtchen:

 


Abschlussfragen:

Jetzt ist der Einstieg geschafft! Aber was ist mir den ganzen offenen Fragen, die geblieben sind? Es lohnt sich, sich weiter mit dem Thema zu befassen. Nehmt euch jetzt zum Abschluss noch kurz Zeit, um noch offene Fragen festzuhalten.

Welche Themen interessieren euch besonders? Macht doch eine Kundschaft oder Streife zu diesem Thema! Schaut euch nach Vorträgen zum Thema in eurer Stadt um und besucht diese gemeinsam mit eurer Runde! Im Rahmen einer Streife, Kundschaft oder als Vorbereitung auf eine gemeinsame Aktion könnt ihr auch Treffen mit regionalen Netzwerken oder Politikern vereinbaren. Werdet selbst aktiv (siehe auch Kapitel 7).

 


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