Was ist das Problem?

Wir stellen in verschiedenen Arbeitsgruppen, Gremien und am Lagerfeuer immer wieder fest, dass wir im BdP eine sehr homogene Gruppe sind. Das heißt, die meisten von uns sind weiß, in Deutschland geboren, christlich oder ohne Konfession, haben keine (sichtbare) Behinderung, und stammen aus mindestens mittelständigen/Mittelschicht Verhältnissen mit keinen bis wenig finanziellen Sorgen. Die Meisten die sich länger auf Landes- und Bundesebene engagieren, Ämter und Aufgaben übernehmen und damit auch den BdP prägen, gehen aufs Gymnasium, studieren oder haben studiert. In Bezug auf diese Teile unserer Identität sind wir uns, bei anderen Verschiedenheiten wie beispielsweise Stadt-Land, politischer Ausrichtung, Interessen innerhalb und außerhalb der Pfadfinderei, sehr ähnlich. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, doch die sind nicht sehr viele Personen. Damit bilden wir die gesellschaftliche Realität nicht ab. Es heißt, dass offensichtlich viele Kinder und Jugendliche aus bestimmten Schichten oder gesellschaftlichen Gruppen von unserem Angebot nicht richtig erreicht werden. Wir schließen sie zwar nicht aktiv aus. Dennoch scheint es ja Gründe dafür zu geben, dass wir Kinder aus vielen gesellschaftlichen Gruppen nur in sehr kleiner Anzahl erreichen, oder zumindest kaum in unseren Stämmen halten können.

Darüber hinaus gibt es aktuell viele Menschen auf Stammes-, Landes- und Bundesebene im BdP, die sich mit gesellschaftlichen und Diversitätsthemen beschäftigen möchten oder schon daran arbeiten. Es gibt ein wachsendes Bewusstsein und ein Interesse für gesellschaftspolitische Themen und insbesondere ihre Bedeutung für die Gestaltung von Pfadfinden im BdP (beispielsweise Sensibilität im Umgang mit psychischen Erkrankungen, die SDGs, rassismuskritische Auseinandersetzungen mit den eigenen Traditionen und Strukturen, Kolonialgeschichte der Pfadfinder*innenbewegung, Machtverhältnissen, Integration von Geflüchteten in unsere Strukturen etc.). Viele Engagierte im BdP bilden sich selbst weiter oder machen eigene Erfahrungen und haben den Wunsch, ihre Erkenntnisse in den Bund zu tragen. Interessierte finden, je nachdem, auf welcher Ebene sie sich bewegen und welche Kontakte sie haben, nicht immer schnell Anschluss zu Gleichgesinnten, um sich zu vernetzen. Es gibt zwar diverse inhaltlich arbeitende Arbeitskreise und -gruppen im BdP, jedoch ist deren Anschluss an die Bundesebene sehr unterschiedlich und damit auch deren Kommunikation in den Bund hinein nicht kontinuierlich stabil und nicht immer transparent.

Wie sind wir vorgegangen?

Auch im Rahmen der Umfrage zum Selbstverständnis die die Projektgruppe 1 wurde bei Fragen nach dem, was sich bei uns im BdP verändern soll/muss das Thema diverser werden, mehr Diversität nach Innen und Außen etc. immer wieder genannt. Aus dem Grund haben wir diese Thematik auch mit in die Formulierung des Selbstverständnisses mit aufgenommen. Außerdem haben wir in verschiedenen Gesprächen rund um das Selbstverständnis und die Überarbeitung der pädagogischen Konzeption und drumherum, sowie in der Projektgruppe und im Arbeitskreis das Thema angesprochen.  

Außerdem stehen wir in engem Kontakt (teils auch durch personelle Überschneidungen) mit verschiedenen inhaltlich arbeitenden Arbeitskreisen, Einzelpersonen und -gruppen im BdP und in andere Bünden. In diesen Gruppen haben wir bereits Diskussionen dazu angestoßen, wie die gemeinsame Arbeit in Zukunft aussehen könnte. Punktuell, beispielsweise auf dem Mo:ti oder im Rahmen der digitalen Bildungsreihen ‚über den Tellerrand‘ und ‚kritisch pfadfinden‘ fanden hier auch schon Kooperationen statt.

Zu welchen Ergebnissen sind wir gekommen?

Wir haben festgestellt, dass es im BdP ein Interesse und den Bedarf gibt, das Thema Diversität und gesellschaftspolitische Themen insgesamt innerhalb unserer Strukturen zu bearbeiten. Hierbei kann es nicht nur darum gehen, nach außen hin einladender für bislang unterrepräsentierte Personengruppen zu werden. Stattdessen gilt es, unsere Strukturen im Innern zu bearbeiten, um sensibler für die Bedarfe der genannten Gruppen zu werden, mögliche Diskriminierungen abzubauen und entsprechend offener und einladender zu werden, wodurch sich auch die Diversität erhöhen lässt. Ein wichtiger Baustein davon sind Bildungsangebote für unsere Mitglieder, wie sie aktuell schon innerhalb unseres Kurssystems und auf vielen weiteren Veranstaltungen stattfinden.

Außerdem haben wir festgestellt, dass es an verschiedenen Ecken im BdP, von der Bundesebene bis in die Stämme, bereits Menschen und Gruppen gibt, die bereits an diesem Thema arbeiten. Vom AK Flucht & Asyl, dem AK Inklusion, der AG Kolonialismuskritik, über Gilwellarbeiten zum Thema finanzielle Hürden zur Teilnahme an der Pfadfinderei oder unser Verständnis von interkulturellen Begegnungen, Workshops zum Thema (Anti-) Rassismus in der Jugendverbandsarbeit oder zum Thema wie wir Pfadfinden inklusiver für Autist*innen gestalten können.

All diese Aktivitäten beschäftigen sich auch mit dem Verhältnis zwischen dem BdP und gesellschaftlichen Debatten, bzw. was wir aus gesellschaftlichen Debatten und Bewegungen, beispielsweise der Black Lives Matter Bewegung und Rassismus oder feministischen Themen für unsere Arbeit mitnehmen. Und zwar sowohl auf Bundesebene, als auch bezüglich der Frage, wie wir unsere Stämme in diesen Themenfeldern unterstützen und befähigen können.

Auch findet an unterschiedlichen Stellen bereits Vernetzung mit anderen Bünden und Verbänden statt. Die inhaltlich arbeitenden Arbeitskreise und Gruppen im BdP stellen immer wieder fest, dass die Themen sich häufig überschneiden bzw. eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Dieser Austausch ist bisher jedoch wenig strukturiert. Es fällt hin und wieder auf, dass ein regelmäßiger Kontakt untereinander hilfreich wäre, nicht zuletzt, um auch die den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Bundesleitung möglichst eng zu halten. Gerade der Kontakt zu Bundesgremien und die Vernetzung untereinander ist jedoch in ihrem Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen und benötigt einiges an zeitlichen Kapazitäten, die die Arbeitsgruppen nicht unbedingt kontinuierlich haben. Dieser Bedarf wurde besonders durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit sehr reduzierten persönlichen Begegnungen auf bundesweiten Veranstaltungen und Arbeitstreffen sichtbar und verstärkt.

Wie soll es weitergehen?

Wir empfehlen dem neuen Bundesvorstand/Bundesleitung einen AK „BdP in Gesellschaft“ und evtl. ein zugehöriges Bundesbeauftragten-Ressort einzurichten. Aufgaben dieses AK können sein:

Hierbei empfehlen wir eine Sattelitenstruktur, in der sich um ein kleines Kernteam/ Koordination die verschiedenen Aktiven oder Projektgruppen gruppieren/organisieren und austauschen. Evtl. ähnlich der Struktur des AK Internationales.

(Dieser arbeitet bereits nach einer Art Satellitensystem, innerhalb dessen dem Arbeitskreis, der über die Bundesbeauftragten mit der Bundesleitung in Verbindung steht, verschiedene thematisch aufgeteilte Arbeitsgruppen untergeordnet sind.)

Es ist dabei zu bedenken, dass eine besonders enge inhaltliche Zusammenarbeit nicht zu jedem Zeitpunkt und für jede*n Arbeitskreis sinnvoll ist. Dennoch sehen wir in der vorgeschlagenen Struktur das Potenzial, die Vernetzungsarbeit zu vereinfachen, indem es klare Zuständigkeiten und Ansprechpartner*innen gibt.

Es bleibt zu besprechen, welche Arbeitskreise & Gruppen Teil einer solchen Struktur sein möchten. Ansprechpartner*innen wären hier u.a. der AK Flucht & Asyl, AG Kolonialismuskritik, AK Inklusion, AK Rainbow.

Wer sollte sich jetzt damit weiter beschäftigen?

Der kommende Bundesvorstand sowie die Bundesleitung, unter Einbeziehung der bisher Aktiven, soweit sie interessiert sind.